Komplexe Gefühle von Kindern
Brigitte Holz-Schöttler – Erzieherin mit Montessori-Diplom, Entwicklungspsychologische Beraterin, Fachkraft für Inklusion, Konzentrationstrainerin, Zertifikat für Positive Psychotherapie
Bereits im Kindesalter müssen wir lernen mit den verschiedensten Emotionen und Gefühlen umzugehen und sie angemessen auszudrücken.
Freude, Ärger, Schmerz, Angst, Trauer, Wut, Begeisterung, Glück – sind Gefühle, die uns täglich begleiten und jede Minute in unserem Leben bestimmen.
Um als Kind, Heranwaschender und erwachsene Person seine Gefühle und Emotionen regulieren und beherrschen zu können, bedarf es einer komplexen emotionalen Entwicklung und ein unterstützendes Umfeld.
Die Begriffe „Gefühl“ und „Emotion“ werden häufig synonym verwendet, haben jedoch unterschiedliche Bedeutungen in der Psychologie und in der Alltagssprache.
Emotionen sind komplexe Reaktionen auf bestimmte Stimuli oder Ereignisse, die sowohl physiologische als auch psychologische Komponenten beinhalten. Sie können kurzfristig sein und sind oft mit einer spezifischen Ursache verbunden. Beispiele für Emotionen sind Freude, Angst, Trauer und Wut. Emotionen können schnell entstehen und variieren in ihrer Intensität.
Gefühle hingegen beziehen sich auf die individuelle Erfahrung und das bewusste Erleben einer Emotion. Während Emotionen eine unmittelbare Reaktion darstellen, sind Gefühle oft die gewertete oder reflektierte Wahrnehmung dieser Emotionen. Gefühle können auch langanhaltender sein als emotionale Reaktionen. Beispielsweise kann die Emotion der Angst dazu führen, dass jemand ein Gefühl der Unsicherheit oder des Unbehagens spürt.
Zusammenfassend könnte man sagen, dass Emotionen sich auf die unmittelbaren Reaktionen beziehen, während Gefühle die subjektive, bewusste Erfahrung dieser Reaktionen umfassen.
Emotionen und Gefühle müssen wahrgenommen, erkannt und benannt werden.
Familie und Tageseinrichtungen bieten dazu ein gutes Lernfeld. Damit es gelingt, dass Kinder ihre Emotionen und Gefühle wahrnehmen, beschreiben und zu benennen lernen, brauchen sie feinfühlige Erwachsene.
Diese müssen die komplexen Gefühle der Kinder erkennen und ihnen Möglichkeiten der Regulation aufzeigen – einen Werkzeugkoffer für das Leben mit den Kindern packen.
Die Unterscheidung von guten und schlechten Gefühlen, von schönen und traurigen Emotionen ist nicht angeboren, sondern muss erlernt werden. Erfahrungen, wann welche Emotionen erlebt werden und welche Gefühle dabei aufkommen können, benötigen Zeit und Raum; so wie zu erkennen, dass nicht jeder Mensch die gleichen Emotionen und Gefühle hat bzw. dass Menschen unterschiedlich auf Situationen reagieren.
Das Wahrnehmen und der Umgang mit den eigenen Emotionen und Gefühlen stärkt den Aufbau von Resilienz.
Erfahrungen, dass Weinen wichtig und richtig ist und dass Wut gut tut, sind entscheidend für eine positive Entwicklung zu einer starken Persönlichkeit.
Fragen wie: Sind meine Aggressionen gut und richtig, und für mich wichtig und wie gehe ich damit um?
Über Gefühle und Emotionen mit Kindern zu philosophieren, bringt neue Erkenntnisse für alle Beteiligten.
Was bedeutet und wann erlebe ich:
Freude
Trauer
Angst
Frust
Wut
Scham
Wann bin ich und was macht mich:
glücklich
traurig
ängstlich
frustriert
wütend
wann schäme ich mich?
wann ärgere ich mich?
Was ist eine Überraschung – wann bin ich überrascht?
Was ist Stolz – wann bin ich stolz auf mich?
Was bedeutet Ekel – was ist für mich ekelig?
Wut und Aggression sind ist intensive Emotionen, die oft als Reaktionen auf wahrgenommene Bedrohungen, Ungerechtigkeiten oder Frustrationen auftreten und können starke Gefühle hervorrufen. Es können sowohl physische als auch psychische Symptome hervorgerufen werden, darunter erhöhte Herzfrequenz, Anspannung der Muskeln und das Verlangen, sich auszudrücken oder zu handeln.
Mit Kindern dies zu reflektieren und mit ihnen Worte dafür zu überlegen und zu geben, ist ein wichtiger Bestandteil der pädagogischen Arbeit – der Erziehung überhaupt.
Verbunden mit Emotionen und Gefühlen sind natürlich die entsprechenden Werte und Normen.
Es ist wichtig, Kinder erleben zu lassen, dass Wut eine normale menschliche Reaktion ist, die in unterschiedlichen Intensitäten und Formen erfahren werden kann. Der Umgang mit Wut kann durch verschiedene Strategien erfolgen, von der Kommunikation des Gefühls bis hin zu Entspannungstechniken. Ein konstruktiver Umgang mit Wut kann helfen, das emotionale Wohlbefinden zu fördern und Konflikte zu lösen.
Die komplexen Gefühle von Kindern zu erkennen und Kinder eigene Erfahrungen machen zu lassen, bedeutet, ihnen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.